Anton Beer-Walbrunn

     1864 – 1929
Komponist und Professor an der Akademie der Tonkunst zu München

 

1864                  Am 29. Juni in Kohlberg bei Weiden i. d. Oberpfalz als Sohn des Kantors, 

                          Mesners, Lehrers und Gemeindeschreibers Anton Beer und dessen Ehefrau

                          Margaretha, geb. Walbrunn geboren
1877 – 1880      Besuch der Präparandenschule in Regensburg zur Vorbereitung auf den vom

                          Vater vorgesehenen Lehrerberuf
1880 – 1882      Besuch der Lehrerseminars in Amberg
1882 – 1886      Ausübung des Lehrerberufes an verschiedenen Orten der Oberpfalz
1886 – 1888      Lehrtätigkeit in Amberg und an der Königlichen Lehrerbildungsanstalt

                          in Eichstätt. Domkapellmeister Dr. Wilhelm Widmann ermöglicht ihm die

                          Aufnahme an die Königliche Akademie der Tonkunst in München
1888 – 1891      Schüler an der Akademie u. a. bei Josef Gabriel Rheinberger
1891 – 1901      Freischaffender Künstler. Förderung durch Adolf Friedrich Graf von Schack.

                          Zahlreiche Kompositionen entstehen, u. a. Lieder, die erste in Lübeck

                          uraufgeführte Oper „Die Sühne“ (op. 10) und das Klavierquartett (op. 8), bei

                          dessen Premiere Hans Pfitzner den Klavierpart übernimmt.
1901                  Berufung zum Lehrer für Komposition, Kontrapunkt, Harmonielehre und

                          Klavier an die Akademie der Tonkunst in München.
1904                  Heirat mit der aus Lübeck stammenden Malerin Ida Görtz. Etwa seit   dieser Zeit

                          trägt der Komponist den Doppelnamen Beer-Walbrunn
1904/05             Gleichzeitige Lehrtätigkeit mit dem befreundeten Max Reger
1906                  Uraufführung der Violinsonate (op. 30) und der Shakespeare-Sonette (op. 34)
1908                  Uraufführung der Oper „Don Quijote“ (op. 18). Ernennung zum Königlichen
                          Professor
1910                  Uraufführung der Symphonie E-Dur (op. 36)
1917                  Ernennung zum etatmäßigen Professor
1920                  Uraufführung des Violinkonzertes (op. 52)
1929                  Am 22. März stirbt Anton Beer-Walbrunn in München.

 

 

Der Pädagoge

 

Aufgrund seiner angeborenen pädagogischen Fähigkeiten und seines ausgeprägten Gespürs für künstlerische Begabungen genoss Beer-
Walbrunn als Musikpädagoge ein hohes Ansehen. Viele bedeutende  Musikerpersönlichkeiten, die in den ersten drei Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts an der Akademie der Tonkunst in München, der heutigen Musikhochschule, studierten, sind durch seine Schule gegangen, so z. B. Wilhelm Furtwängler, Wolfgang von Bartels, Alfred Einstein, Friedrich Büchtger, Karl Marx und Carl Orff. Letzterer bezeichnete seinen Lehrer als einen „Meister alter Schule mit großem Können

                                                                                    und Wissen“.

 

Die Vermittlung des handwerklichen Könnens, der technischen Schulung, der Harmonielehre, des Kontrapunkts und der Instrumentation war Beer-Walbrunn zwar ein wichtiges Anliegen, erstarrte aber nie zu einem seinen Schülern aufgezwungenen Schema, sondern berücksichtigte und förderte ihre musikalischen Begabungen und Neigungen. Sein Anliegen war es, das klangliche und rhythmische Gefühl und vor allem den Sinn für das Geistige im Kunstwerk zu wecken und zu schaffen. Auf dieser Grundlage konnten sich seine Schüler in ihrer künstlerischen Individualität frei entfalten.

 


Der Komponist

 

Bei aller Wertschätzung, die Beer-Walbrunn aufgrund seiner Lehrtätigkeit zuteil wurde, war er jedoch nicht in erster Linie bestrebt, als Pädagoge, sondern als schöpferische Persönlichkeit, als Komponist Anerkennung zu finden, was ihm vor allem durch verschiedene widrige äußere Umstände immer wieder schwergemacht wurde. Da er sich in seinen Werken an der klassisch-romantischen Tradition orientierte, wurde er nicht zu den Fortschrittlichen gerechnet, obwohl er sich neuen Entwicklungen in der Musik keineswegs verschloss. Er hat seine musikalische Sprache unter Assimilierung aller Kunstmittel, die Romantik und Neuromantik gereift haben, von allen Seiten befruchten lassen und auf der Grundlage einer meisterhaften Kompositionstechnik eine Musiksprache von einer unverwechselbaren Individualität geschaffen, deren hervorstechende Kennzeichen eine edle Volkstümlichkeit, geistige und emotionale Tiefe, ein bewundernswerter kontrapunktischer und melodischer Einfallsreichtum sowie eine faszinierende Kombination barocker Kontrapunktik mit klassischer Homophonie und spätromantischer Heterophonie sind.

Das umfangreiche kompositorische Schaffen von Anton Beer-Walbrunn wird in der Musikbibliothek der Münchner Stadtbibliothek aufbewahrt und umfasst Werke für nahezu alle Musikgattungen.

 

Eine ausführliche Biographie findet sich in:
Anton Beer-Walbrunn. Der begnadete Melodiker, Musik in Bayern, Jahrbuch der Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte, Band 81, Jahrgang 2016, Allitera Verlag
online: https://jahrbuch.gfbm-online.de/index.php/mib/issue/view/6